Konstantin Stein in Heidelberg

15.09.2023 |

Stellt euch vor, ihr könnt kostenlos ein verlängertes Wochenende in einer bekannten Universitätsstadt verbringen und Kurse zu Physik besuchen. Würdet ihr das machen? Ich habe es ausprobiert und war begeistert!

Der Orpheus-Verein (Organisationsgruppe Physik für europäische Schülerinnen und Schüler) organisiert pro Jahr jeweils ein 4-tägiges Seminar im Frühjahr und eins im Spätsommer.

Ich nahm an dem Seminar in Heidelberg vom Freitag, dem 08.09.23, bis zum Montag, dem 11.09.23, teil, zu welchem ich mich schon etwa 3 Monate zuvor angemeldet hatte, denn es ist sehr beliebt. Über die Tage verteilt gab es 10 Einheiten zu je 90 Minuten über Physik und zugehörige Mathematik. Voraussetzungen über gute Schulnoten oder Teilnahme an Wettbewerben gibt es nicht. Vorkenntnisse sind auch nicht nötig, aber die Kurse gehen schnell in die Tiefe und weit über den Unterrichtsstoff des Physik-Leistungskurses an der Schule hinaus. Ich würde dieses Seminar ab der 9. Klasse empfehlen, denn wichtige mathematische Grundlagen wie Ableiten, Integrieren und Differentialgleichungen, die man erst in der Oberstufe lernen würde, werden auch als Kurse angeboten. Physikalisches Wissen und Erfahrungen sind nicht erforderlich, aber natürlich ist das Interesse daran die Essenz dieses Seminars. Ich habe zum Beispiel einen Kurs zu Näherungsmethoden (Taylor-Reihe), einen zu Elektrodynamik, zu Thermodynamik und einen zu Quantenmechanik besucht.

Am Samstag Nachmittag war ich auf einer Exkursion mit Laborführung und anschließendem Stadtrundgang über den Philosophenweg in die Altstadt und zum Schloss von Heidelberg. Dessen Ruine haben bereits berühmte Romantiker wie Joseph von Eichendorff inspiriert. Die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg ist die älteste noch lehrende Universität Deutschlands (im Jahr 1386 gegründet). Historische Einrichtungen wie der berühmte Studentenkarzer (Gefängnis der Uni nur für Studenten) sind in der alten Uni zu finden. Diese war im Zentrum der Altstadt, welche heute eine von Europas längsten Straßen als Fußgängerzone (1,6 km lang) aufweist.
Am Abend gab es nach Indischem Essen einen amüsanter Spieleabend, bei dem wettkampfmäßig beispielsweise der höchste stabile Turm aus Spaghetti errichtet werden sollte.

Sonntag bekamen wir die Möglichkeit, auch ein Experiment statt der sonst üblichen theoretischen Kurse durchzuführen. Ich experimentierte mit Resonanz an einem mechanischen Pendel.

Nach dem erfahrungsreichen und interessanten Wochenende ging es Montag Mittag leider schon wieder nach Hause. Ich nutzte die Gelegenheit, am Nachmittag noch die Bundesgartenschau in Mannheim (Nachbarort) zu besuchen, bevor ich den ICE nach Sachsen nahm.
Neben den Kosten des Seminars und der Jugendherberge werden auch alle Anfahrtskosten wie ICE-Tickets und ÖPNV-Tickets innerhalb von Heidelberg bis zu einer Gesamthöhe von 149 € erstattet. Wer sich für Physik interessiert, kann also ein sehr lehrreiches und wegweisendes Wochenende verbringen, ganz ohne auf Kosten achten zu müssen. Ich wünsche allen Physik-Begeisterten eine solche Erfahrung! Hier findet ihr aktuelle Informationen zu den Seminaren:

www.orpheus-verein.de/de/

Konstantin Stein, Kl. 12