Deutsche Schülerakademie

15.09.2023 |

Konstantin Stein berichtet über seinen Weg zur und seinen Erlebnissen bei der Schülerakademie. 

Oft kommen unerwartete Höhepunkte im Leben völlig unverhofft, so auch bei mir. Als physikinteressierter Schüler habe ich in der 10. Klasse an der Vorauswahl zur Internationalen Physikolympiade teilgenommen, wobei in einem Infoschreiben per E-Mail auf die Deutsche Schülerakademie hingewiesen wurde. Zunächst beschäftigte ich mich damit und überzeugte dann das Gymnasium Burgstädt, mich für die Bewerbung zur Schülerakademie vorzuschlagen, denn dies steigerte die Erfolgschancen. Für eine Teilnahme muss man noch ein oder zwei Schuljahre vor sich haben (also bei G8: 10. oder 11. Klasse) und man darf in seinem Leben nur einmal an einer Schülerakademie teilnehmen. Generell gibt es keine Voraussetzungen über einen numerus clausus oder die Teilnahme an bestimmten Wettbewerben. Doch um den riesigen Andrang bei begrenzten Plätzen zu bewältigen, werden Schülerinnen und Schüler auch nach Noten und Urkunden ausgewählt.

Tatsächlich wurde ich angenommen und durfte 5 Kurse wählen, wobei ich deren jeweilige Priorität angegeben habe. Letztlich habe ich meinen Wunschkurs bekommen: "Hello World! Von numerischen Simulationen zu komplexen Klimamodellen" auf der Nachhaltigkeitsakademie (NAka) in Papenburg im Emsland (Nordwesten von Niedersachsen). Diese fand vom 17.08.23 bis 31.08.23 statt. Die Kurs- und Akademieleitenden führten die NAka ehrenamtlich durch und nahmen dafür Urlaub. Die Teilnahmegebühr von 625 € finanzierte somit nur die 14-tägige Unterkunft inklusive vier Mahlzeiten pro Tag und weitere kursrelevante Materialien.

Zunächst war bereits im Vorfeld der Akademie ein kleiner Vortrag vorzubereiten, in meinem Fall handelte es sich thematisch um die "Aerosol-Wolken-Wechselwirkungen" im Klimasystem der Erde, den ich zusammen mit einer anderen Schülerin erstellte.

Als der 17. August näher rückte, der Beginn der NAka, kam mir die Idee, die Reise über das Deutschlandticket (auch bekannt als 49-€-Ticket) zu finanzieren. Ich bin am 17. August um 7 Uhr in den Zug gestiegen und wäre planmäßig 16:40 Uhr in Papenburg angekommen, aber erreichte die Stadt erst 19:10 Uhr. Ich wurde dennoch am Bahnhof abgeholt.

Letztlich übertraf die NAka in jeglicher Hinsicht meine Erwartungen. Es gibt dort in der "Historisch-Ökologischen Bildungsstätte Papenburg im Emsland", kurz HÖB, mehrere Häuser mit Wintergärten, vielen Pflanzen, einen großen See zum Rudern und Umrunden, mehrere Tischkicker, Tischtennisplatten, eine Sporthalle sowie einen großen Sportplatz und etwa 50 Fahrräder zum kostenlosen Ausleihen. Weiterhin schliefen wir in Dreier-, Zweier- und Einzelzimmern, die den Comfort der Zimmer in einer klassischen Jugendherberge (sofern mir bekannt) weit übertreffen. Die 6 Kurse der Naka, darunter mein Kurs über numerische Simulationen, waren in verschiedenen Seminarräumen der HÖB untergebracht. Die anderen Kurse hießen "Deep Recycling" (Mülltrennung per KI), "Biotechnologie und Klimaschutz", "Klima und Gesundheit", "Grund und Boden" und "Decarbonisierung Europas bis 2050". In meinem Kurs über numerische Simulationen haben wir z. B. den Treibhauseffekt vereinfacht modelliert und am Laptop numerisch die Temperatur berechnet. Über den Klimawandel hinausgehende Programmierprojekte betrafen beispielsweise das Jäger-Beute-Modell (cyclische Veränderung der Populationen von Jägern und zugehörigen Beutetieren) oder die Berechnung von Planetenbahnen (wir haben auch die Bewegung von drei Körpern numerisch berechnet, was analytisch unmöglich ist). Letztlich lagen allen Modellen Differentialgleichungen (DGL) erster oder zweiter Ordnung zugrunde, die wir gelöst und dann in einen Programmcode mit Python implementiert haben.

Täglich gab es etwa 5 Stunden Kursunterricht sowie viel Freizeit dazwischen. Dabei wurden von den Teilnehmenden und Kursleitenden vielfältige KüAs (kursübergreifende Aktivitäten) angeboten, die morgens beim alltäglichen Plenum im RUZ (Regionales Umweltzentrum) bekannt gegeben wurden. Ich war z. B. mal bei Karate, Chinesisch lernen, Ultimate Frisbee, Debattieren lustiger Themen sowie sehr vielen Kartenspielen. Darüber hinaus gab es auch einen Exkursionstag mit 4 möglichen Aktivitäten (Ich war an der KZ-Gedenkstätte Esterwegen im Moor). Eine Besonderheit dieser Nachhaltigkeitsakademie stellten die Projektarbeiten dar, die zwischendurch im Ablauf die Kurse ersetzten. Ich radelte dabei bis zu der Grenze zur Niederlande, andere bauten ein Windrad oder schrieben Lieder und Gedichte. An einem der beiden freien Vormittage besuchte ich mit etwa der Hälfte der Teilnehmenden die berühmte Meyer-Werft mit der weltweit größten überdachten Schiffsbauhalle und an dem anderen freien Tag radelte ich bis an die Nordsee (hin und zurück insgesamt etwa 80 km).

Ich werde diese wunderbare Zeit bei der Nachhaltigkeitsakademie niemals vergessen und ich wünsche jedem Schüler, diese Erfahrung machen zu dürfen. Nun bin ich im Club der Ehemaligen (CdE) und hoffe, bald zu einer Akademie des CdE fahren zu können!

Wenn ihr Interesse habt, schaut unbedingt mal bei der Deutschen Schülerakademie vorbei:

https://www.schuelerakademien.de/deutsche-schuelerakademie

Konstantin Stein, Kl. 12