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Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Vertreter der Stadt Burgstädt, liebe Anwesende,
Wir möchten zum heutigen Gedenktag unsere Rede mit einem besonderen Satz, eines außergewöhnlichen Menschen beginnen: „I have a dream.“ Ein Satz, der Menschen bewegte, sie in ihrem Glauben an eine bessere Zukunft bestärkte, sie antrieb dafür zu kämpfen, alles zu tun, was in ihrer Macht steht.
Heute sprechen wir über unseren Traum. Einen Traum, den wir Tag für Tag leben dürfen, wir die Bürger dieses Landes, die Mitglieder dieser Generation, in unserer Vielfalt. Ein Traum von Freiheit, von Demokratie, von Frieden. Ein Traum, der für uns selbstverständlich erscheint, dessen Verwirklichung eines steinigen und beschwerlichen Weges bedurfte und immer weiter bedarf. Ist das Datum entscheidend, um an die Geschehnisse, zum Beispiel der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zu erinnern oder der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken? Bedarf es eines Gedenktages?
Der israelische Publizist Rafael Seligmann vertritt die Ansicht, dass der 09.11 als Schicksalstag Deutschlands besser für ein Gedenken geeignet wäre.
Unserer Meinung nach fehlt diesem Tag mit seinen Ereignissen, der Zerstörung der Synagogen und jüdischen Lebens, als Gedenktag am 09.11. seine Singularität. Die nachfolgenden Ereignisse, wie zum Beispiel der Beginn der Friedlichen Revolution in der DDR, überlagern die vorherigen. Ebenso bietet der Tag als Gedenktag radikalen Kräften auch eine Angriffsfläche, aufgrund der Überschneidung mit dem Hitler-Ludendorff-Putsch als auch der Reichspogromnacht. Diese beiden Ereignisse würden die eigentliche Intention als Gedenktag verfälschen.
Die Befreiung Auschwitz-Birkenaus am 27.01.1945, als größtes Konzentrations- und Vernichtungslager, nimmt eine repräsentative Rolle für das Ende der Grausamkeiten des Holocausts ein. Dadurch entsteht eine Identifikationsmöglichkeit mit der Befreiung der Opfer des nationalsozialistischen Regimes.
Auch wenn heute der 80.Jahrestag dieses Ereignisses ist, hat die 80 als Zahl keinerlei Bedeutung für das eigentliche Gedenken an die Opfer. Es ist in jedem Jahr aufs Neue notwendig und wichtig. Eine weitere Frage, mit der wir uns beschäftigt haben, ist Folgende: Inwiefern ist der heutige Tag noch für das Gedenken relevant?
Die Erinnerung an die Opfer des Holocaust und die Befreiung des Konzentrationslagers als Sinnbild für alle Opfer der Nationalsozialisten sollte nicht an einen einzelnen Tag gebunden sein. Viel mehr sollten wir uns immer dessen Präsens bewusst sein und die Geschehnisse nicht verdrängen, geschweige denn vergessen.
Auch wenn wir in den letzten 80 Jahren viel Aufarbeitung betrieben haben, müssen wir daran festhalten, ein Denkmal für künftige Generationen zu schaffen. Als eine Möglich- keit, der Verantwortung, die jeder Einzelne trägt, gerecht zu werden. Wir sind an der Reihe zu hinterfragen und zu werten. Allerdings sollte uns bewusst sein, dass wir nicht die Schuld, sondern die Erinnerung von unseren Vorfahren erben. Aus diesem Grund ist es die Aufgabe unserer und zukünftiger Generationen, sich nicht schuldig zu fühlen, stattdessen sollten wir Lehren aus unserer Vergangenheit ziehen und diese weitergeben. Es ist entscheidend, dass sich ein Ereignis wie der Holocaust nicht wiederholt und in genau darin liegt unsere Aufgabe.
Sehr geehrte Anwesende,
nehmen wir uns einen Moment, um innezuhalten. Denken wir darüber nach, wer heute von den Verbrechen der Nationalsozialisten betroffen wäre. Wer wäre unversehrt geblieben?
Heute haben wir die Freiheit in Deutschland, so zu leben wie wir es möchten. Menschen, die einer religiösen Glaubensrichtung angehören, dürfen dies ausleben. Menschen, die in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften leben, werden daran nicht gehindert. Menschen, die mit einer Beeinträchtigung leben müssen, sind wertvolle Teile der Gesellschaft, genauso wie Menschen, die einer politischen Überzeugung folgen. Alle diese Menschen wären Opfer des Nationalsozialismus gewesen, weil sie in irgendeiner Weise nicht den Normen entsprechen. Das bedeutet für uns:
Die Freiheit, die wir heute haben, ist nicht selbstverständlich. Sie ermöglicht uns ein vielfältiges Leben und wir müssen uns dafür einsetzen, dass diese Freiheit weiterbesteht. Deshalb müssen wir auch an der Erhaltung der Demokratie arbeiten. Für das Weiterbestehen von Freiheit und Frieden.
Der heutige Tag, ein Tag des Gedenkens, sollte also kein Tag der Schuld sein, an dem wir uns für die Fehler unserer Vorfahren entschuldigen müssen. Wir wollen nicht aus Sühne gedenken, sondern vielmehr aus Dankbarkeit und Achtung für die Menschen, die Opfer, die nötig waren, damit wir heute hier stehen dürfen.
Aus Dankbarkeit für die Freiheit, wir selbst sein zu dürfen in all unserer Vielfalt. Aus Dankbarkeit für den Frieden, in dem wir aufwachsen und leben. Aus Dankbarkeit für die demokratischen Grundrechte und Werte, die es zu schützen gilt, damit wir heute diesen Traum als unsere Wirklichkeit betrachten können und für diesen Traum lohnt es, einzustehen. „Because we have a dream.“
(Danke)