FORUM Theater Wien überzeugt sein Publikum am Gymnasium Burgstädt

22.01.2023 |

Kaum zu glauben, dass sich hinter diesen beiden Figuren ein und derselbe Darsteller verbirgt:

Welche Rolle Kostüm, Maske und eine auf die Rolle abgestimmte Beherrschung von Bewegung, Gestik und Mimik bei der Verkörperung von Tempelherrn und Sultan Saladin spielten, war für die Zuschauer aus der Klassenstufe 9 in der Aula beeindruckend sichtbar geworden. 

Valentin Arnt gab in beiden Rollen sein Bestes – gestand aber nach der Vorstellung auch freimütig, dass ihm die Figur des Tempelherrn näher sei: „Der Saladin ist viel schwerer zu spielen. Da kann man viel falsch machen, wenn die Sprechpausen nur ein bisschen zu lang oder zu kurz geraten.“ 

Mit nur drei Darstellern gelingt es der Wiener Theatertruppe, Lessings Bühnenklassiker aus dem 18. Jahrhundert (fast) ohne inhaltliche Verluste vor das junge Publikum im Jahr 2023 zu bringen. Daja, Klosterbruder, Al Hafi und sogar der Patriarch werden für verzichtbar erklärt. Aber rund um die Zentralfigur Nathan, der mit seiner Weisheit und Güte zu überzeugen weiß, glänzen auch seine Ziehtochter Recha und der Tempelherr mit ihren Darstellungen von überschwänglicher bzw. nur zögernd eingestandener Verliebtheit ineinander.

Wie die beiden zueinander finden, ist, anders als bei Lessings Original, der rote Faden für den Spannungsbogen des „dramatischen Gedichts in fünf Aufzügen“. Die Wiener Inszenierung (in der Fassung von Peter Arnt) kürzt gekonnt und bringt das glückliche Ende schon nach einer reichlichen Stunde auf die Bühne. Dabei wird der Ringparabel der ihr gebührende Raum gegeben: Nathan erzählt sie nicht nur Saladin, sondern allen im Saal. Ein gebührender Applaus und viele wertschätzende Aussagen in der Auswertungsrunde belegen den Erfolg der Wanderbühne, die wir gern wieder einladen wollen.

Wolfgang Mohn